Ein Name in Schwalbach
Wer hat in Schwalbach gelebt? Welche bekannten Namen tauchten in der Geschichte oder im Alltag in Schwalbach auf? Wer hat sich in Schwalbach einen Namen gemacht und wessen Name steht da eigentlich auf dem Straßenschild? Diese und ähnliche Fragestellungen haben dazu geführt, dass diese Internetseite entstanden ist.
Die Informationen und Lebensdaten zu den unten genannten Persönlichkeiten sind - soweit nicht anders gekennzeichnet - Wikipedia entnommen. Dort finden Sie auch weiterführende Informationen zu den Personen. Aber Moment mal: Warum nicht in eine Buchhandlung gehen oder in unsere Stadtbibliothek, um sich eine Biographie einer der Personen zu besorgen?!
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A
Elly Beinhorn
Die populäre deutsche Fliegerin wurde am 30. Mai 1907 in Hannover geboren und verstarb am 28. November 2007 in Ottobrunn. Elly Beinhorn wuchs in Hannover auf, begann im Alter von 21 Jahren mit einer Fliegerausbildung in Berlin und erwarb 1929 einen Pilotenschein – eine Seltenheit für eine Frau zu dieser Zeit. Anschließend war sie als Kunstfliegerin tätig. Bekannt wurde Elly Beinhorn durch einen Alleinflug nach Afrika 1931 und eine Weltumrundung 1932. Sie stellte mehrere Rekorde auf, wie das Überfliegen von drei Kontinenten an einem Tag. Nach dem Zweiten Weltkrieg erneuerte sie 1951 ihren Pilotenschein. 1979 beendete Elly Beinhorn ihre Fliegerkarriere mit über 70 Jahren.
1991 wurde Elly Beinhorn mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. In Deutschland sind rund 20 Straßen nach Elly Beinhorn benannt. Die Elly-Beinhorn-Straße hier liegt zu einem Großteil auf Eschborner Gebiet und wurde 2001 auch von der dortigen Stadtverordnetenversammlung nach Elly Maria Frida Rosemeyer-Beinhorn benannt.
Dieser Text wurde freundlicherweises vom Büro für Erinnerungskultur in Babenhausen für diese Website zur Verfügung gestellt.
Julius Brecht
Der Leiter von Wohnungsunternehmen und Wohnungspolitiker wurde am 8. Februar 1900 im baden-württembergischen Ühlingen geboren und verstarb am 10. Juli 1962 in Köln. Er studierte Volkswirtschaft und Staatswissenschaft an der Universität Freiburg (1918 – 1921) und beendete sein Studium mit einer Promotion zu Fragen des Wohnungs- und Siedlungswesens. In der Folge war er zunächst bei der Badischen Girozentrale beschäftigt (1922 – 1927), dann als Prokurist bzw. Geschäftsführer bei der Westfälischen Heimstätte in Dortmund (1927 – 1935). 1935 wechselte er als Geschäftsführer zur Saarpfälzischen Heimstätte. Im Mai 1938 wurde er von Reichsarbeitsminister Franz Seldte zum Leiter des Reichsverbandes des gemeinnützigen Wohnungswesens e. V. in Berlin bestellt; diese Position sollte er bis 1945 bekleiden. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb er im Wohnungswesen, ab 1947 als Direktor des Verbands Norddeutscher Wohnungsunternehmen, ab 1951 als Leiter des Gesamtverbands Gemeinnütziger Wohnungsunternehmen. Er engagierte sich politisch, trat 1947 der SPD bei, für die er 1949 in die Hamburger Bürgerschaft gewählt wurde und 1957 in den Bundestag, dem er bis zu seinem Tod 1962 angehörte.
Die Schwalbacher Straße an den sechs Hochhäusern westlich des Limeszentrums wurde 1965 Julius-Brecht-Straße benannt. 2025 benannte man die Straße um, da Julius Brecht in der NS-Zeit NS-Gedankengut, Führerkult und Antisemitismus propagierte, die Enteignung von Jüdinnen und Juden befürwortete und sich auch nach dem Krieg nie von dieser Haltung distanzierte. Die Straße wurde in Johanna-Tesch-Straße umbenannt (s.u.).
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Näheres zum Umbenennungsprozess der Straße erfahren Sie hier:
C
Adolf Damaschke
Der deutsche Lehrer und führende Kopf der Bodenreform in Deutschland wurde am 24. November 1865 in Berlin geboren und verstarb ebenda am 30. Juli 1935. Selbst aus armen Verhältnissen stammend, setzte er sich als Volksschullehrer für die Lehrmittelfreiheit ein und wurde daraufhin vom Berliner Magistrat strafversetzt. Als freier Schriftsteller entwickelte er Ideen für eine Bodenreform, die die Weimarer Nationalversammlung 1919 in die Reichsverfassung einarbeitete. Auch das 1920 erlassene Reichsheimstättengesetz, das Arbeitern und kleineren Angestellten die Möglichkeit auf Wohneigentum erleichtern sollte, geht auf Ideen Damaschkes zurück.
Die Universitäten Berlin, Münster und Gießen verliehen Adolf Damaschke zwischen 1919 und 1925 je einen Ehrendoktortitel. Knapp 300 Straßen und Plätze in Deutschland sind nach dem Reformer benannt. In der Schwalbacher Limesstadt ist die Adolf-Damaschke-Straße seit 1965 nach Adolf Wilhelm Ferdinand Damaschke benannt.
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Rudolf Dietz
Der Mundartdichter und Lehrer wurde am 22. Februar 1863 in Naurod (heute ein Stadtteil von Wiesbaden) geboren und verstarb am 14. Dezember 1942 in Wiesbaden. Rudolf Dietz entstammte einer traditionsreichen Lehrerfamilie. Nach seiner pädagogischen Ausbildung in Herborn und Usingen gelangte er 1883 als Lehrer nach Freiendiez. Im Jahr 1898 wurde er nach Wiesbaden versetzt, wo er bis zu seiner Pensionierung 1925 wirkte, seit 1923 als Konrektor. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer verfasste Rudolf Dietz über 1.000 Gedichte, die allermeisten davon in nassauischer Mundart. Er veröffentlichte diese in Gedichtbänden. Darüber hinaus publizierte er zahlreiche Beiträge in den Bereichen Familienkunde und Heimatgeschichte. Im Jahr 1938 erschien „Du liebe Heimat. Tausend und ein Gedicht in Nassauischer Mundart“. Rudolf Dietz starb 1942 im Alter von 79 Jahren in Wiesbaden.
Zwischen 1981 und 2025 war in der Schwalbacher Dichtersiedlung ein Weg nach Rudolf Dietz benannt. Die Umbenennung erfolgte, da er das NS-Regime begrüßte und viele seiner Gedichte antisemitische Themen und Sprachbilder aufwiesen. Der Weg heißt nun Nelly-Sachs-Weg (s.u.).
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Friedrich Ebert
Der deutsche Sozialdemokrat und Politiker wurde am 4. Februar 1871 in Heidelberg geboren und verstarb am 28. Februar 1925 in Berlin. Friedrich Ebert wuchs in Heidelberg in bescheidenem Wohlstand auf. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Sattler. Nach seiner Ausbildung begann er sich für die Belange der Arbeiter zu engagieren und unterstützte vielerorts die Gründung von Gewerkschaften. Um 1889 trat er in die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) ein, die sich 1890 mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vereinigte. Er war von 1913 bis 1919 Vorsitzender der SPD und von 1919 bis zu seinem Tode 1925 erster Reichspräsident der Weimarer Republik und so das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt Deutschlands. Sein früher Tod mit 54 Jahren und die darauffolgende Wahl des monarchistisch gesinnten Paul von Hindenburg gelten als eine Zäsur in der Weimarer Republik.
In Deutschland sind zahlreiche Schulen, Siedlungen, Straßen und Plätze nach Friedrich Ebert benannt. Die Schwalbacher Friedrich-Ebert-Straße trägt seit 1961 seinen Namen.
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F
G
H
I
Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn
Der als Turnvater Jahn bekannte deutsche Pädagoge, nationalistische Publizist und Politiker wurde am 11. August 1778 in Lanz (heute Landkreis Prignitz) geboren und verstarb am 15. Oktober 1852 in Freyburg (Unstrut). Friedrich Ludwig Jahn eröffnete 1811 in der Berliner Hasenheide den ersten deutschen Turnplatz. Er gilt als Gründer der deutschen Turnbewegung, die gemeinsam mit der frühen Nationalbewegung die deutsche Jugend auf den Kampf gegen die napoleonische Besetzung vorbereiten sollte. Aus dem von ihm begründeten Turnen ging das Geräteturnen hervor, auch Turngeräte wie das Reck und der Barren wurden von ihm eingeführt. Mit den Karlsbader Beschlüssen 1819 wurde die nationale Turnbewegung verboten und Jahn wurde für fünf Jahre inhaftiert, später vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. jedoch rehabilitiert. 1848 wurde Jahn Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Nach Goethe und Schiller ist Jahn mit rund 1.900 Straßen der am dritthäufigsten geehrte Namensgeber in Deutschland. Ebenso sind zahlreiche Sportstätten und Vereine nach ihm benannt. Mittlerweile wird Jahn u. a. wegen seiner nationalistischen und antisemitischen Einstellung kritisiert. Er gilt als einer der ersten, die eine biologische Vorstellung von Volk entwickelten, und wurde damit – ohne dies selbst absehen oder verhindern zu können – zu einem völkischen Vordenker der nationalsozialistischen Politik der „Blutreinheit“. In Freiburg empfahl die Kommission zur Überprüfung der Straßennamen, das dortige Straßenschild mit der Ergänzung „Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852). Begründer der Turnbewegung und völkischer Nationalist.“ zu versehen. In Alt-Schwalbach wurde 1954 die Jahnstraße nach Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn benannt. Im Zuge des Umbenennungsprozesses einiger nach Personen benannten Straßen in Schwalbach wurde auch überprüft, ob sich Friedrich Ludwig Jahn noch als Namensgeber für die Jahnstraße eignet. Der mit der Prüfung beauftragte Ausschuss kam zu folgendem Ergebnis:
Empfehlung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Soziales (BKS):
Seine Einstellung war sowohl nationalistisch, als auch ausländerfeindlich. So sprach er sich zum Beispiel gegen „Völkermischung“ aus und äußerte sich vereinzelt auch antijüdisch. Allerdings ist ihm zugute zu halten, dass er nicht versucht hat, sich mit seinen Äußerungen Vorteile zu verschaffen.
Der Ausschuss empfiehlt deshalb, die Jahnstraße nicht umzubenennen, sondern ein Ergänzungsschild zum Straßenschild anzubringen, in dem darauf hingewiesen wird, dass Friedrich Ludwig Jahn trotz seiner völkisch-nationalistischen Einstellung Ehre für die Begründung des Turnwesens verdient hat.
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K
Wilhelm Leuschner
Der deutsche Gewerkschafter und sozialdemokratische Politiker wurde am 15. Juni 1890 in Bayreuth geboren und verstarb am 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee. Wilhelm Leuschner wuchs in Bayreuth auf und kam 1908 als Holzbildhauer nach Darmstadt. Er prägte maßgeblich die dortige Gewerkschaftsbewegung und wurde Gewerkschaftssekretär. 1919 zog er für die SPD, deren Mitglied er seit 1913 war, in die Darmstädter Stadtverordnetenversammlung ein, 1924 in den Hessischen Landtag. 1928 wurde er Innenminister. Früh rief Leuschner zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus und zur Verteidigung der Republik auf, was immer wieder zu Verhaftungen führte. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er denunziert, zum Tode verurteilt und am 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
In Erinnerung an Wilhelm Leuschner vergibt die Hessische Landesregierung seit 1964 als höchste Ehrung des Landes die „Wilhelm-Leuschner-Medaille“ für besondere Verdienste um die demokratische Gesellschaft. Zahlreiche Straßen, Plätze und Schulen tragen Leuschners Namen. In Schwalbach ist seit 1965 die Wilhelm-Leuschner-Straße nach ihm benannt.
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M
Ernst Niebergall
Der deutsche Lehrer und Schriftsteller wurde am 13. Januar 1815 in Darmstadt geboren und verstarb am 19 April 1843 ebenda. Ernst Niebergall ist vor allem für sein Dialektlustspiel „Datterich“ bekannt. Niebergalls Charakterkomödien gelten als großartige Parodien auf die spätromantische Literatur sowie als gelungene Satiren auf das deutsche Spießertum. Schon zu seinen Lebzeiten waren die Darmstädter Lokalpossen mit ihrem hinreißenden Humor und ihrer meisterhaften Sprachkomik recht erfolgreich. Beachtlich ist aber besonders ihr posthumer Ruhm. Niebergall, der stets unter Pseudonym veröffentlichte, gilt damit als einer der Granden unter den deutschsprachigen Mundartdramatikern.
Ernst Elias Niebergall starb 1843 im Alter von nur 28 Jahren in Darmstadt an den Folgen einer Lungenentzündung. Neun Straßen, vornehmlich in Südhessen, eine Schule sowie der „Datterich-Brunnen“ vor der Darmstädter Stadtbibliothek erinnern an den Dialektdichter. In Schwalbach ist im Dichterviertel der Niebergallweg nach dem Schriftsteller benannt.
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O
Katharina Paulus
Die erste deutsche Berufsluftschifferin, Luftakrobatin und Erfinderin des zusammenlegbaren Fallschirms wurde am 22. Dezember 1868 in Zellhausen bei Seligenstadt geboren und verstarb am 26. Juli 1935 in Berlin. Katharina „Käthe“ Paulus, geb. Funk, erlernte zunächst den Beruf der Schneiderin und kam 1889 durch ihren späteren Mann, den Ballonfahrer Hermann Lattemann, zur Luftfahrt. Bis zu dessen Unfalltod 1894 arbeiteten die beiden gemeinsam. Danach baute sich Paulus eine Existenz als „Luftschifferin“ und Luftakrobatin auf und trat europaweit auf. Ihre Ballone und Fallschirme stellte sie selbst her. Die aktive Ballonfahrt gab Paulus mit Beginn des Ersten Weltkriegs im Juli 1914 auf. Während des Kriegs produzierte sie rund 7.000 Fallschirme. Ihr Vermögen ging jedoch in den 1920er Jahren durch die Inflation verloren, Paulus starb 1935 in bescheidenen Verhältnissen in Berlin. Sie gilt heute als wichtige Pionierin der Luftfahrt.
Acht Straßen in Deutschland sind nach ihr benannt, ebenso die Grundschule in ihrem Geburtsort Zellhausen (heute Mainhausen). Im Schwalbacher Teil des Camp Phoenix Parks ist seit 2001 die Katharina-Paulus-Straße nach der Pionierin der Lüfte benannt.
Q
Hans Bernhard Reichow
Der Planer und Erbauer der Limesstadt wurde am 25. November 1899 im pommerschen Roggow geboren und verstarb am 7. Mai 1974 in Bad Mergentheim. Der Architekt und Stadtplaner begann 1919 in München sein Architekturstudium, das er 1923 in Danzig abschloss. Im Anschluss an seine Promotion wechselte er 1925 nach Berlin, wo er 1927 ein eigenes Architekturbüro gründete. Nur ein Jahr später nahm er eine Stelle als Stadtplaner in Dresden an, von wo er 1934 als Stadtbaurat nach Braunschweig wechselte. 1936 wurde er zum Leiter des Hochbauamts in Stettin berufen; dort wirkte er von 1936 bis 1945 als Baudirektor in leitender Funktion. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte und wirkte Hans Bernhard Reichow in Hamburg, wo er wieder ein eigenes Architekturbüro betrieb. Sein Konzept der organischen Stadtlandschaft – dessen Wurzeln über die NS-Zeit hinaus reichen – gilt als prägend für den Städtebau der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik. Zu seinen zentralen Veröffentlichungen zählen „Organische Stadtbaukunst“ (1948), „Organische Baukunst“ (1949) und „Die autogerechte Stadt“ (1959). Besonders im Bereich des Siedlungswesens hat Hans Bernhard Reichow nachhaltige Spuren hinterlassen, neben Hamburg etwa in Bremen (Neue Vahr, umgesetzt 1957 – 1962), Bielefeld (Sennestadt, 1956 – 1965) und in Schwalbach am Taunus (Limesstadt, 1962 – 1973).
2007 wurde der zuvor Mittelweg benannte Weg in der Limesstadt in Hans-Bernhard-Reichow-Weg umbenannt. Wegen Hans Bernhard Reichows Verstrickung in das NS-Regime heißt der Weg seit 2025 wieder Mittelweg.
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Albert Richter
Der deutsche Radrennfahrer und Weltmeister im Sprint (Bahnradsport) wurde am 14. Oktober 1912 in Köln-Ehrenfeld geboren verstarb am 2. Januar 1940 in Lörrach. Albert Richter wuchs in Köln auf und fuhr mit 16 erste Radrennen. Im Laufe seiner Karriere wurde er mehrfach Deutscher Meister, 1932 Weltmeister der Amateure im Sprint und nach seinem Wechsel zu den Profis mehrfach Vizeweltmeister. Richter galt als Gegner der Nazi-Diktatur und wurde im Dezember 1939 auf einer Reise verhaftet – vermutlich beim Versuch, einem jüdischen Freund dessen Ersparnisse zu überbringen. Er kam ins Gefängnis nach Lörrach und kam dort unter nie geklärten Umständen ums Leben; die Vermutung eines gewaltsamen Todes liegt nahe. Die Nationalsozialisten versuchten, den Tod des prominenten Sportlers als Unfall und dann als Selbstmord zu vertuschen.
In seiner Heimatstadt Köln erinnern ein Ehrengrab, ein Stolperstein und eine Gedenktafel an Albert Richter. Zudem ist die „Radrennbahn in Köln-Müngersdorf“ nach ihm benannt. In Schwalbach ist seit 2019 ein Weg an den Sportplätzen nach Albert Richter benannt, außerdem wird mit einem Gedenkstein an Albert Richter erinnert.
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Nelly Sachs
Die deutsch-schwedische jüdische Schriftstellerin und Lyrikerin wurde am 10. Dezember 1891 als Leonie Sachs in Schöneberg, einem Ortsteil im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg, geboren und verstarb am 12. Mai 1970 in Stockholm. Schon in ihrer Jugend begann ihre Leidenschaft für die deutsche Lyrik. Mit 15 Jahren trat sie mit der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf in einen Briefwechsel ein, der über 35 Jahre andauerte. Im Alter von 17 Jahren verfasste Nelly Sachs ihre ersten eigenen Gedichte. 1921 veröffentlichte sie mit Unterstützung des Schriftstellers Stefan Zweig ihren ersten Gedichtband und ihre Gedichte wurden gegen Ende der 1920er Jahre in verschiedenen namhaften Berliner Zeitungen gedruckt. Kritik und Publikum erkannten ihre Lyrik gleichermaßen an. Unter der NS-Diktatur lebte sie mit ihrer Mutter ein möglichst unauffälliges und zurückgezogenes Leben in Berlin. Erst spät entschloss sich Nelly Sachs, mit ihrer Mutter Deutschland zu verlassen, die gemeinsame Flucht nach Schweden gelang im Mai 1940. In Stockholm begann Nelly Sachs, schwedische Lyrik ins Deutsche zu übersetzen. Mit dieser Übersetzungsarbeit erreichte ihre eigene sprachliche Ausdruckskraft völlig neue Qualitäten und ihre Gedichte jenes hohe Niveau, das Nelly Sachs bis heute ihre bedingungslose künstlerische Anerkennung garantiert. In der Nachkriegszeit schrieb Nelly Sachs weiterhin mit einer hochemotionalen, herben, aber dennoch zarten Sprache über das Grauen des Holocaust.
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Friedrich Stoltze
Der deutsche Dichter und Schriftsteller wurde am 21. November 1816 in Frankfurt am Main geboren und verstarb ebenda am 28. März 1891. Als Journalist und Verleger aus Frankfurt am Main setzte er sich für die nationale Einigung Deutschlands sowie für ein demokratisches und republikanisches Staatswesen ein. Der Öffentlichkeit ist er vor allem durch seine Gedichte in Frankfurter Mundart in Erinnerung. Stoltzes Hauptwerk ist die satirische Wochenzeitschrift „Frankfurter Latern“, die er von 1860 bis zu seinem Tod herausgab. In ihren satirischen Texten nahm er das aktuelle Geschehen aufs Korn und verschonte auch hochgestellte Persönlichkeiten wie Politiker, Monarchen und Geistliche nicht. Stoltze wurde von der Zensur verfolgt, mehrfach zu Geldstrafen verurteilt und die Zeitschrift sogar zeitweise verboten. 1866 musste Stoltze aus Frankfurt fliehen und konnte erst nach einer vom preußischen König Wilhelm erlassenen Amnestie wieder in seine Heimatstadt zurückkehren.
15 Straßen, vor allem in Hessen, sind heute nach Friedrich Stoltze benannt. In Frankfurt am Main trägt eine Schule und ein Preis seinen Namen, in der Altstadt erinnern ein Denkmal und ein Museum an ihn. Im Schwalbacher Dichterviertel ist seit 1977 eine Straße nach dem Dichter benannt.
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Johanna Friederike Tesch
Die deutsche Politikerin wurde am 24. März 1875 als Johanna Friederike Carillon in Frankfurt am Main geboren und verstarb am 13. März 1945 in Ravensbrück. 1902 gehörte sie zu den Mitbegründern des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen und arbeitete führend im Verband der Haus- und Büroangestellten mit. 1906 wurde Tesch 1. Vorsitzende der Frankfurter Ortsgruppe des Zentralverbandes der Haus- und Büroangestellten, 1916 Mitglied der städtischen Deputation für Irre und Epileptische. In die SPD trat Tesch 1909 ein (bis 1908 war es Frauen in Preußen verboten, Mitglied einer politischen Partei zu werden). Als Eintrittsdatum wurde im Mitgliedsbuch 1902 angegeben. Tesch war 1919 Abgeordnete der Deutschen Nationalversammlung und von 1920 bis 1924 Mitglied der SPD-Fraktion des Reichstags. Seit 1933 lebte sie zurückgezogen mit ihrem Ehemann im Frankfurter Stadtteil Riederwald. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler wurde Johanna Tesch am 22. August 1944 im Rahmen der Aktion Gitter im Alter von 69 Jahren von den Nationalsozialisten verhaftet und in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück gebracht, wo sie am 13. März 1945 an den Folgen der Haft (wahrscheinlich Unterernährung) starb. Ihr Ehemann Richard Tesch, der regelmäßig Briefe und Päckchen an Johanna Tesch im Konzentrationslager schickte, aber lange Zeit keine Antwort von seiner Frau bekam, wusste bis Juni 1945 nichts vom Tod seiner Frau. Ihren kurz vor ihrem Tod geschriebenen Abschiedsbrief erhielt er erst im Juli 1945.
Die Stadt Frankfurt am Main ehrte sie durch die Umbenennung des Schulze-Delitzsch-Platzes in Johanna-Tesch-Platz. In Berlin ist eine Straße in Niederschönweide nach Johanna Tesch benannt. In Schwalbach wurde 2025 die ehemalige Julius-Brecht-Straße in Johanna-Tesch-Straße umbenannt.
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Ferdinand Adolf Heinrich August Graf von Zeppelin
Der deutsche Begründer des Zeppelinbaus wurde am 8. Juli 1838 in Konstanz geboren und verstarb am 8. März 1917 in Berlin. Ferdinand Graf von Zeppelin war ein deutscher württembergischer Graf, General der Kavallerie und der Entwickler und Begründer des Starrluftschiffbaus. 1855 trat Zeppelin in die Armee ein und kämpfte u.a. im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Während seiner Militärzeit begann er mit der Planung eines starren Luftschiffs, die er nach seiner Entlassung 1890 fortsetzte – jedoch wurden seine Ideen von der Fachwelt und der breiten Öffentlichkeit zunächst abgelehnt und verspottet. Zeppelin war bei seinen Forschungen auf Spenden angewiesen. Den Durchbruch beim Bau von Starrluftschiffen und die Gründung der Luftschiffbau Zeppelin GmbH bewirkte die „Zeppelinspende des deutschen Volkes“ von 1908 in Höhe von über 6 Millionen Mark. Die sogenannten „Zeppeline“ kamen von 1909 bis 1914 in der zivilen Luftfahrt zum Einsatz, dann verstärkt im Ersten Weltkrieg.
Knapp 700 Straßen in Deutschland sind heute nach ihm benannt. In Schwalbach wird er seit 2001 mit der Graf-Zeppelin-Straße geehrt.
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